Samstag, 30. März 2013

Die positive Seite des Spätwinters

Endlich wieder in kurzen Hosen laufen, im Wald das junge Grün genießen, Luft an die Haut lassen, fühlt sich schon warm an, es läuft sich wieder locker ... Dieser Frühling ist bislang überhaupt nicht so.

Im kollektiven Warten verstummen wir, wenn es um das Thema Frühling geht. 
Seit mehr als vier Monaten begegnen wir Läufer uns in Winterkleidung. Die Motivation muss hoch gehalten werden. So manche Gesichter sprechen davon.

Aber beim regelmäßigen Laufen oder Jonglierlaufen draußen bleibt doch das Gefühl für Veränderungen wach: die zunehmende Tageshelligkeit (auch im Einheitsgrau tiefhängender Wolken), der Gesang der zurückgekehrten Vögel, wenigsten ein paar Märzenbecher an einem Tümpel ... 

Es findet kein rasanter Wachstumsschub statt, der es schwer macht den Phasen des Frühlings hinterher zu rennen. 
Stattdessen können wir die Sinne schärfen für die Wahrnehmung von Nuancen in den Veränderungen.

Winterausklang in Zeitlupe ... eine Übung in Entschleunigung?


Donnerstag, 28. März 2013

Joggling zu den Urwildpferden

8°C, ab und zu fahle Sonne, Wind nicht mehr so stark wie an den vorhergehenden Tagen - das sind fast schon richtig gute Bedingungen für eine Joggling-Tour am Ende dieses Monats. Ein wenig Farben in die Waldluft werfen, hier und da ein kurz(fristig)es Joggler-Zeichen setzen und mit etwas Glück mal wieder den Urwildpferden (Przewalski-Pferde im Tennenloher Forst) begegnen ...

Joggler lässt grüßen ...
... heute begleitet von seiner Frau - an ihrem 37.Running Streak-Tag
Glück gehabt: zumindest eine distanzierte Begegnung gelingt

Es ist eine meiner Lieblingsstrecken (in Varianten zwischen 12 und 17 km).

Die Fotopausen im auf der freien Fläche doch noch frischen Wind hatten unsere Körper recht ausgekühlt, was sich auf dem Weg zurück zunächst unangenehm anfühlte. Aber mit einigen Tempo-Steigerungen (die im Trainingsplan sowieso vorgesehen waren) ließ sich letztendlich doch dagegen 'heizen' ;-).

Mein Lauftipp (GPSies): Sebalder Forst-Wildpferdegehege-Brucker Lache (Rundkurs/15 km)

Samstag, 23. März 2013

13. Erlanger Winterwaldlauf

Nur etwa 3°C am Mittag, gefühlt noch um einiges kälter wegen eines sehr frischen Ostwindes, aber trocken zumindest - das sind die diesjährigen Wetterbedingungen für diese Veranstaltung. So bekommt 'Winter' als Namenszusatz unerwartet zentrale Bedeutung. Dem Anteil 'Wald' bleibt da die positive Seite, denn er ist heute entscheidend für die Abmilderung der Windverhältnisse. 

So haben wir Läufer es noch vergleichsweise gut auf dem Waldrundkurs von drei mal 5 Kilometern im Verhältnis zum Veranstalter- und Moderatorenteam John Stackman und Michael Cipura, dem Fotografen vom Erlebnislaufteam und den Zuschauern, die im zugigen freien Teil der Strecke im Start-und Zielbereich ausharren.

Bambini- und Schülerläufe haben bereits stattgefunden, die Läufer des - im Gegensatz zum später stattfindenden 10 Kilometer-Lauf - nicht ausgebuchten 15 Kilometer-Laufes verbringen die Zeit vor dem Start gerne im angrenzenden Gemeindezentrum und es bleibt mir noch genug Zeit für einige kurze Gespräche. Vom Laufclub sind drei weitere Läufer heute vertreten. Anita Kinle, die erst am vergangenen Sonntag den Welt Down Syndrom Tag Marathon veranstaltet hatte, ist auch mit dabei. Ebenso Bernd van Trill der Veranstalter des jährlich im Juni stattfindenden Metropolmarathons in Fürth ist heute auch nicht für die Musik zuständig, sondern läuft einmal mehr die 15 km Strecke. Anton Lautner von marathon4you.de hatte am letzten Sonntag beim 6h-Lauf mehr als 61 km zurückgelegt. Könnten noch viele aufgezählt werden: das Langstreckenteam mit Jochen und Gudrun Brosig ist zahlreich dabei und diverse weitere laufstarke Teams aus der weiteren fränkischen Region. Hinzu kommt noch eine laufstarke Seniorenlaufgruppe aus Erlangens russischer Partnerstadt Wladimir.

Ich starte - wie immer - hinten, beginne im engen Läuferfeld mit drei Bällen und nach etwa einem Kilometer ergibt sich Raum für Vier-Ball-Laufen. Die erste Runde bleibe ich locker hinter einer für mein Tempo passenden Laufgruppe. Wir haben eine kurze Konversation und mir gefällt ihre Einstellung, den Spaß am Laufen vor die zeitlichen Ambitionen zu setzen, gleichzeitig trainieren sie für einen Triathlon in diesem Sommer. 

Wenn es Zuschauer gibt, dann am ehesten auf dem Streckenabschnitt im Start-/Zielbereich und hier erkenne ich zu meiner Freude gut vertraute jüngste Fans und ihre Eltern die mich anfeuern. Diese kurzen Begegnungen sind immer ein wunderbarer emotionaler Schub. Dann werde ich von John angekündigt und prompt lasse ich einen Ball fallen. Es ist der einzige Streckenabschnitt auf dem die fahle Sonne mir direkt ins Gesicht scheint und mich hatte bei Nennung meines Namens die Eitelkeit überkommen, den vierten Ball nicht erst wieder nach der nächsten Kurve, sondern direkt wieder ins Spiel zu bringen. Lektion mal wieder neu gelernt! Beim nächsten Durchgang bleibe ich bei gleichen Blendverhältnissen bei drei Bällen.

Aber zuvor war die zweite Runde - für mich ab etwa Kilometer Sieben - dadurch kurzweilig, dass die sehr ambitionierten Vereinsläufer hier bereits überrunden. Neben kurzen Respekt-Zurufen (die mir dankenswerterweise von Einigen erwidert werden) mache ich es mir zur Aufgabe, die Überholenden zu zählen und als dann Jochen vorbei kommt, kenne ich schon so in etwa seine Position. In der dritten Runde ziehe ich etwas an, überhole einige Läufer. Willi Wahl, der selbst laufbegeisterte Vizepräsident des Breitensports im BLV, hat es sich zur Aufgabe gemacht - im Wald entgegenkommend - die Läufer noch einmal mit Anfeuerungen zu motivieren. Eine schöne Geste.

Ich komme am Ende für mich zufrieden und - wie es der Zufall will, so wie beim Nikolauslauf in Forchheim im Dezember - knapp hinter meiner Frau ins Ziel. Dann heisst es schnell im Umkleidezelt trockene Sachen anziehen. Das Dabeisein bei der Siegerehrung ist Ehrensache, insbesondere ist es immer schön, dass bei diesem Lauf auch die einzelnen Altersklassen gewertet werden. Es ist immer viel interessanter, die Menschen zu sehen, die in ihren Altersklassen herausragend gelaufen sind, als später nur ihre Namen und Zeiten in der Liste zu lesen. Bleibt mir auch ein Foto möglich von meiner Frau auf einem dritten Altersklassenplatz und dann geht es bald nachhause unter die warme Dusche.

(zum Post - Winterwaldlauf 2012)

Sonntag, 17. März 2013

3.Welt-Down-Syndrom-Tag Marathon

Die Grüne Halle im Südstadtpark in Fürth ist wieder das pulsierende Herz dieser Laufveranstaltung (welche eigentlich immer liebevoll und in diesem Jahr mit dem Motto 'All You Need Is Love' besonders 'herzlich' gestaltet wurde) und sie ist schon gut gefüllt, als ich etwa eine Stunde vor dem Start dort ankomme. Auf dem Weg vom Parkplatz begegnete ich - wie zur Einstimmung - 'St.Pepper' mit seinem schrillen Outfit und erfuhr, dass er auch in Erlangen lebt. In der Halle ist es schön vielen Laufbekannten und -freunden wieder zu begegnen und so vergeht die Zeit bis zum Start im Sich-Begrüßen und ein paar Worte wechseln schnell.

Das Wetter ist trocken, +2°C zur Startzeit, sogar etwas sonnig, aber es weht ein unangenehm kühler Wind. Das Laufen im Karree auf der 1,3 km Rundstrecke bietet hier aber immerhin zügige Abwechslung. 

Sechs-Stunden-Läufer, Sechs-Stunden-Laufstaffeln, Marathonläufer und Halbmarathonläufer starten zur gleichen Zeit. Jochen will als Titelverteidiger des letzten Jahres beim Marathon wieder ganz vorne sein. Erwin, der erst kürzlich aus Indien zurückgekehrt ist, ist nun auch bei dieser Veranstaltung Marathon-Zugläufer und friert sicher etwas unter seinem legendären Hut. Für die Marathonis finden heute die Vereinsmeisterschaften über die Anzahl der gelaufenen Runden in 2 Stunden und 10 Minuten statt. Coaches begleiten ihre Marathonis oder Marathonis laufen auch alleine. Für sie ist das Laufen inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden. Dies zu würdigen, den Laufclub 21 mindestens mit ihrem Startgeld zu unterstützen und gemeinsam diesen Tag zu feiern, dazu sind heute wieder viele Läufer aus ganz Deutschland da.

Die Sieger der Vereinsmeisterschaften der Marathonis vom Laufclub 21 über 2:10 Minuten
32 Runden Marathon, 16 Runden Halbmarathon - in jeder Runde geht es auch durch die Grüne Halle. Nach dem Mich-Finden im anfangs engen Läuferfeld mit erst drei dann vier Bällen und dabei zunächst einigen Drops auf den ersten drei Kilometern (diesbezüglich ich mich für die durchgehende Nachsichtigkeit meiner Mitlaufenden bedanken möchte) geht es auf der Strecke ganz gut und letztendlich mit über 85% vier Bällen. Bleibt nur die Herausforderung beim Hineinlaufen in die Grüne Halle, der Lichtwechsel, der Druck hinterher kommender Läufer auf noch verengtem Weg durchs Spalier. 

nordbayern.de
Innen moderiert kein geringerer als Artur Schmidt und sorgt für beste Stimmung, zusammen mit Bernd van Trill - Letzterer einmal mehr hier als DJ. 
Einmal versuche ich mich auf der Großleinwand zu finden, die die Läufer, die gerade wieder die Messmatte übertreten haben, anzeigt und ihre jeweils bereits gelaufenen Runden. Aber das klappt nicht gut mit vier Bällen und am Ausgang habe ich dann wieder einen Drop. Also verzichte ich weiterhin auf diese Information und zähle weiter meine Runden mit. Irgendwann vor der sechzehnten Runde frage ich die Helfer im Zielbereich und ich werde auf meine letzte Runde hingewiesen. Im letzten Jahr war ich weitere fünf Runden gelaufen um die symbolische 21 voll zu machen, aber ich spüre mein Knie noch etwas und lasse es ausklingen. Eine Runde drehe ich noch zur Kür (und auch für mein Knie) größtenteils rückwärts.


Etwas mehr als eine Stunde später kommt dann schon Jochen und finisht seinen Marathon in ungefähr der gleichen Zeit wie im Vorjahr als Zweiter nach einem neu aufgestellten Streckenrekord eines Österreichers. Erwin als erfahrenster Zugläufer schafft selbstverständlich die zeitliche Punktlandung und so nach und nach bleiben die Ultraläufer und die verbleibenden Staffelläufer des Sechs-Stunden-Laufes übrig. 

Faszinierend bleibt für mich vor meiner Rückfahrt noch die enorme Körperbeherrschung einzelner Läuferinnen und Läufer zu betrachten, die - so wie ich - um 9 Uhr gestartet sind und nun schon fünf Stunden unterwegs sind. Den eigenen Rhythmus halten über diese Zeit, mit teilweise noch immer wunderschön anzusehendem Laufstil, das mentale Umgehen-Können mit den immer wieder überholenden Staffelläufern. Hier verabschiede ich mich mit innerlich großem Respekt ... 


Diese Laufveranstaltung ist in ihrer Art einzigartig in Deutschland. Das wissen viele die heute dabei waren.

Zu den umfangreichen Bildergalerien geht es hier ...

Dienstag, 12. März 2013

Bahntraining

Rechts Rückschritt - rechts werfen - links Rückschritt - links werfen + rechts fangen - rechts Rückschritt - links fangen + rechts werfen - links Rückschritt - links werfen + rechts fangen ... die Linien auf der Tartanbahn werden vor meinen Augen fliehend enger zur Nordkurve hin. Ich werfe die zwei links und die zwei rechts immer auf mich zu. Den Körper leicht seitlich haltend und die Innenwürfe jetzt etwas niedriger, weht mir der kalte Nordostwind in der Südkurve zunehmend in den Rücken. Die Bäume werden kleiner vor mir, als ich wieder auf der Langseite bin. Es fängt stärker an zu schneien. Immer wieder: rechts Rückschritt - rechts werfen - links Rückschritt - links... Es geht trotz des nun dichten Schnees fast ohne Drops, da die Schritte naturgemäß kürzer sind, der Kopf weniger nach oben gerichtet sein muss als in der Vorwärtsrichtung und die Flocken ja nie frontal ins Gesicht fallen. Der Schnee bedeckt nach und nach die Bahn und den Sportrasen, dadurch wird die Rasenkante, die an sich eine gute Orientierung bietet, schwieriger erkennbar. Ich ertappe mich, wie ich ein- zweimal aus der Linie komme und auf den Rasen trete. Meine Laufspuren im frischen Schnee, die vor meinen Augen kleiner werden, zeigen nun genau den Verlauf der letzten Sekunden. In der nächsten Runde sind sie schon wieder verschwunden. Als ob ich gerade erst beginnen würde. Aber es ist meine vorletzte, die neunzehnte Runde. Es schneit dicht. Erst war hier niemand heute. Jetzt trainieren seit etwa zwanzig Minuten ein paar Jugendliche mit ihrem Fußballtrainer auf dem C-Platz. In der letzten Runde geht es noch mal etwas schneller, aber der Wind auf der östlichen Langseite kühlt doch auch sehr den schon recht verschwitzten Rücken. Nehme ich das jetzt so deutlich wahr, weil ich mental auf das Ende eingestellt bin? Acht Kilometer sind erreicht und dann umdrehen - ein Schluck Wasser und eine Runde vorwärts auslaufen. Die Beine fliegen förmlich über den Boden. Mit einer wieder faszinierenden Leichtigkeit geht es am Ende eines solchen Trainings nach vorne. Als ich zu hause bin ist diese Leichtigkeit geblieben. Sie ist nun in die Seele gezogen. Und ich habe mich mit dem gerade wieder einsetzenden Winter in diesem März vorerst arrangiert.

Mittwoch, 6. März 2013

Rückwärts Jonglierlaufen (Retro Joggling / Reverse Joggling)

Ein wenig habe ich in den letzten Wochen wohl ein Knie überfordert. Bin nicht sicher, ob es überehrgeiziges Theraband-Training war und/oder die in diesem Winter häufigeren Joggling-Läufe auf Schnee und Matsch.
Muss ich eine Laufpause einlegen? Während dieser Überlegung kam es mir wieder in den Sinn: Einfach die nächsten Kilometer rückwärts laufen! 

Im Sommer 2011 hatte ich damit begonnen - auf der Bahn. Im Februar 2012 gingen 10 km gut und ich dokumentierte einen Trainingslauf mit der Kamera.
Im August 2012 fand in Lleida, Spanien die WM im Rückwärtslaufen statt und zu dieser Zeit hatte ich Ambitionen, dort vielleicht mit zu starten.
Die Anmeldung klappte aus irgendwelchen organisatorischen Gründen nicht gleich und so hatte ich Zeit noch mal darüber nachzudenken. Achtzig Starter international in verschiedenen Laufdisziplinen. Im deutschen Team von zwölf Rückwärtsläufern bereits Weltrekordhalter in dieser Disziplin.
Was will ich dort? Weltrekord im Jonglierlaufen rückwärts (ziemlich sicher würde ich außer Konkurrenz sein)? Einfach auffallen? Ruhm um welchen Preis?
Ich habe es letztendlich sein gelassen. Auffallen wollen in so kleinem Teilnehmerkreis? Nein, ich finde sportliches Kräftemessen bedarf zahlreicherer Kontrahenten.
So hatte ich Anfang August 2012 zum letzten Mal auf der Bahn Rückwärts-Joggling mit vier Bällen trainiert. Dann ging mir die Motivation verloren.

Traumhimmel am 6.März - auch für Jonglierbälle
Nun trat es wieder in den Vordergrund: Die Vorteile des Rückwärtstrainings hatte ich ja schon gut erfahren können. Es entlastet unter anderem die Knie, andere Muskelgruppen fordernd, aber  gelenkschonend, ein ideales Ausgleichstraining …
Auf Anhieb gingen gestern bei ähnlichen Bedingungen wie beim dokumentierten Lauf im Februar 2012 schon mal acht Kilometer rückwärts mit vier Bällen jonglierend. Muskelgedächtnis?  Und mein Knie machte keine Probleme. Und vor allem spürte ich mental auch das Frei-Sein von falschen Ambitionen. 
Heute habe ich ein wenig Muskelkater in den Waden. Aber das vergeht. Ich werde weitere Retro-Bahnrunden in meinen Trainingsplan einbinden.

Weitere Infos: Artikel zum Retro-Running + Portal für Rückwärtsläufer